Hochbegabung

 

Die meisten Kinder sehen ihre Begabung mehr als Belastung und leiden unter ihrer besonderen Fähigkeit – empfinden sich „als anders“. Sie müssen sich mit den Klassenkameraden auseinandersetzen, die sie oft als „Besserwisserisch“ oder „Sonderling“ sehen. Hoch- oder Teilhochbegabte Kinder verstehen sich meist mit älteren Kindern besser als mit ihren Klassenkameraden.

Die Eltern bekommen manchmal zu hören, dass sie doch nur wünschen einen „kleinen Einstein“ als Nachwuchs zu haben. Die Herausforderung ein hochbegabtes Kind auf seinem Weg zu begleiten ist enorm hoch. Die Eltern äußern oft, dass sie sich nichts mehr als „ein ganz normales Kind“ wünschten.

Auseinandersetzungen mit dem Kind sind des öfteren an der Tagesordnung. Es kann nicht einfach Anordnungen annehmen. Es sieht sich auf Augenhöhe mit den Eltern und will in die Entscheidungen mit einbezogen werden. Daher ist es enorm wichtig, rechtzeitig die Anzeichen zu erkennen, um das Kind richtig fördern zu können.

Hilfe durch

einfühlsame Gespräche mit den Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe, um der zu anderen Sichtweisen kommen. Sich selbst und auch die anderen in ihrer Individualität anerkennen, neue Wege beschreiten, begreifen. Es liegt nicht daran, dass ich zu Dumm bin, sondern ich bin anders. Ich akzeptiere mich und die anderen und gehe meinen Weg. Ich bin ok so wie ich bin.

Beobachtungen, die auf eine Hochbegabung hinweisen:

  • Neugierde und selbständiges Erkundungsverhalten
  • Schnelles und effektives Auffassungsvermögen
  • Frühes Interesse an Zeichnen, Buchstaben, Wörtern
  • Frühes eigenständiges Denken und logische Schlussfolgerungen
  • Originelle Ideen
  • Hervorragende Gedächtnisfähigkeit (z. B. leichtes Vokabel lernen, Texte einmal durchlesen und behalten können usw.), hohe Konzentration
  • Unterhält sich lieber mit „Älteren“ als mit Gleichaltrigen
  • Geringes Schlafbedürfnis, kein Mittagsschlaf, abends schwer ins Bett zu bringen
  • Sensibilität z. B. Meldungen in den Nachrichten, großes Gerechtigkeitsempfinden, Gespür für Interaktionen im zwischenmenschlichen Bereich
  • Neigung zum Perfektionismus. Sorgsam in der Heftführung, z. B.  wenn es ihnen nicht gut genug erscheint beginnen sie ein neues oder fangen eine Geburtstagskarte mehrmals neu an, weil sie ihnen nicht gut genug erscheint.
  • Sprechen oft sehr früh in komplexen Sätzen

Leidensweg Hochbegabung

Kind:

Hochbegabte Kinder können schnell und originell Denken und bringen unkonventionelle Lösungen zu einem Problem hervor. Zwischenschritte, die von der Schule als Lehrmethode gelehrt werden, sind für das Kind oft nicht nachvollziehbar, da das Konzept der Aufgabe bereits verstanden ist. Diese Zwischenschritte werden dann als neue Aufgabe gesehen, die aber zu so banalen Ergebnissen für die Aufgabenstellung führt, dass das Kind denkt, die Aufgabe könne so einfach nicht sein. Daher spricht das es die Antwort oft nicht aus oder zieht sie nicht in Erwägung, so dass der Lehrer davon ausgeht, das Kind könne die Aufgabe nicht lösen.

Eltern:

Oft werden die Eltern dann zur Schule bestellt und es wird ihnen mitgeteilt, dass ihr Kind nicht den Anforderungen der schulischen Leistungen entspricht. Das Kind nehme nicht am Unterricht teil und mache auch seine Hausaufgaben nicht. Es würde oft den Unterricht stören und man solle sich überlegen, es auf eine andere Schule zu geben.

Es ist keine Seltenheit, dass Kinder mit extrem hohem IQ schlechte Noten haben und dann in Einrichtungen landen, in denen dann ihr Potential endgültig verloren geht.

Von neidischen Mitmenschen wird den Eltern oft unterstellt, dass sie von ihrem Kind zu viel verlangen würden und es so unter Druck setzen. Sie trauen sich nach langem Leidensweg nicht einmal mehr auszusprechen, dass sie vermuten ein hochbegabtes Kind zu haben, beugen sich diesem Druck und suchen nicht weiter nach Förderungsmöglichkeiten für ihr Kind.

Mögliche Folgen

Einstellen jeglicher Mitarbeit Versuch nicht aufzufallen Morgens nicht aufstehen Streit ist geistige Beschäftigung
Nichtförderung wird als Liebesentszug empfunden Absichtliche Fehler machen Sich nichts mehr zutrauen Äußern Unmut und Langeweile
Möchte „Kleinkind“ bleiben Schlechte Noten schreiben Gelten als hyper- oder hypoaktiv bekommen „Ticks“
Stellen jegliche Neugierde ein Entwicklung zum Klassenclown Machen einen aggressiven Eindruck Bekommen Angstzustände/Panik
Verlieren jegliches Interesse Ärgern die Mitschüler „keiner Versteht mich“ Psychosomatiken: Kopf- oder Bauchschmerzen
Verlieren ihr Selbstwertgefühl gelten als „Verhaltensauffällig“ Haben keine Geduld Flüchten in Drogen, Alkohol, Depressionen, Mager- oder Fettsucht, Kriminalität
Spielen nicht mit anderen Werden zum Träumer Schulversager

 

Die andere Sichtweise …

Hochbegabung bedeute mehr als Leistungen für gute Noten. Beides ist relativ. Einstein, Mozart oder Picasso wäre bei den Indianern oder den Ureinwohnern Australiens wahrscheinlich nicht als hochbegabt gesehen worden. Cézanne wurde auf der Kunstschule nicht zugelassen und Thomas Edison war das Klassenschlusslicht.

Wichtig ist es wieder zu lernen, unsere Kinder nicht nur auf Noten zu beschränken sondern sie wieder in ihrer wunderbaren Einzigartigkeit wahrzunehmen. Kinder brauchen Respekt. Werden Sie respektiert, geben sie diesen Respekt auch an uns zurück.

In dem wir unsere Kindern immer mit Erwartungen, Absichten, Zielen oder Ideen konfrontieren, nehmen wir ihnen den Raum  für sich selber herauszufinden was sie alles können und wer sie selbst sind. Sie brauchen Raum, Spiel- und Freiräume. Oft hat man die Idee, dass Erzieher oder manchmal sogar die Eltern, die Kinder für defekt halten. Sie wollen sie trainieren, damit mal was aus ihnen wird, alles aus ihnen herausholen.

Ich möchte die Eltern dazu aufrufen, entspannt Euch. Habt Geduld und Zeit mit und für eure Kinder. Spielt, erzählt Gesichten, macht schöne Dinge und sie verbinden sich mit Euch. So lernen sie mehr als mit den ausgeklügelsten didaktischen Methoden.

Kinder sind Höchstleister. Sie wollen in allem was sie tun perfekt sein. Das geht aber nicht, wenn wir ihnen stetig vorsagen, welche Leistungen sie zu vollbringen haben.  Wenn  Kinder etwas gemeinsam erreichen, hat das größten neurobiologischen Wert, man nennt dies „shared attention“ (gemeinsam etwas schaffen, sich um etwas kümmern) z. B. eine Theateraufführung. Daraus kommt dann auch die Disziplin, wenn sie gemeinsam an einem Projekt arbeiten das sie begeistert. Sie sind dann auch bereit Frust auszuhalten, Impulse zu kontrollieren und sich selber zurückzunehmen.

Maria Montessori sagte einmal treffend:

Zeige mir, wie es geht.
Tu es nicht für mich.
Ich kann und will es allein tun.
Hab Geduld meine Wege zu begreifen.
Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche
ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche
machen will.
Mute mir Fehler und Anstrengung zu,
denn daraus kann ich lernen.